Bramgard´s Wälder

Mit großer Geschwindigkeit rauschten die Baumstämme an Xatras' Augen vorbei. In einem Halsbrecherischen Galopp ritt er durch eine enge Schneise, die schon vor langer Zeit in den Wald geschlagen wurde. Es gab auf diesem Weg keine störenden Bäume und über die kleinen Äste und Büsche konnte Felbion, sein treues Pferd, ohne weiteres mit einen Satz überspringen oder unter seinen kräftigen Hufen zermalmen. Die kühle Abendluft wehte ihm ins Gesicht.
Dieser Weg war vielleicht nicht der einfachste, aber der kürzeste zur Stadt. Für das umgehen dieses Waldes hätte er sicherlich drei Tage, wenn nicht mehr, verloren. Außerdem konnte er hier ungestört reisen ...

Auf einmal sprang nur wenige Schritt von ihm ein Mensch in die Schneise und Xatras schaffte es gerade noch, Felbion zu bremsen. Kurz vor dem offensichtlich überraschten und vor Schock erstarrten Menschen blieb er stehen. Der Halbelb musterte ihn. Nach der Kleidung zu urteilen und dem Bogen, den er in der Hand hielt hatte er es hier wohl mit einem Jäger zu tun.
Kühl blickte er zu dem Menschen hinunter. »Sprich, wer kreuzt meinen Weg?«, sagte er.

"ICh bin Frigurd, der Jäger." gab sich der Mann zu erkennen. "Ich war nur gerade auf der Flucht vom Waldsee. Dort lebt eine Kreatur, welche ich bezwingen wollte, aber alleine schaffe ich dies nicht."

Wie erbärmlich, dachte sich Xatras, Ein Jäger will er sein und rennt vor einem übergroßen Fisch davon ...
Laut sagte er »Dann zeige mir doch mal diesen ach so Furcht erregenden Fisch.«, ohne seine Geringschätzung zu verstecken. Aber er wusste, dass die Jäger bei den Menschen hoch angesehen waren und einem zu helfen konnte nicht schaden. In Bramgard würde er dadurch vielleicht sogar schneller an Informationen kommen.
Langsam trabte das Pferd, auf dem Xatras immer noch sitzen blieb, hinter dem Jäger her.

"Fisch nennt ihr es? Das ist kein Fisch!" erwiderte der Jäger. "Folgt mir!" Mit diesen Worten ging er zum Waldsee zurück, Xatras hinter sich.

Der Weg durch den Wald zu dem besagten See war nicht sehr weit. Es dauerte nicht lange, dass sie durch ein Dickicht stießen und dann auf einer Lichtung standen, in deren Mitte sich ein kleiner See befand. Glatt und dunkel lag das Wasser da. Leicht spiegelten sich erste Sterne auf der ruhigen Oberfläche. Die Umgebung machte nicht gerade einen gefährlichen Eindruck.
Was ihn aber stutzen lies, war, dass er nichts hörte. Kein Rauschen der Blätter im Wind, kein gezwitscher der Vögel oder sonst irgendein Geräusch, das die vielen kleinen Waldbewohner normalerweise machen.
Xatras stieg ab und tätschelte Felbion, den irgendetwas nervös machte. »Warte hier, keine Angst, ich schau mich hier nur kurz um, dann reiten wir weiter.«, flüsterte er ihm leise ins Ohr. Dann ging er näher an den See. »So, Jäger, dann sage mir doch mal, was dort in dem See lauern soll«

"Es ist erwacht!" rief der Jäger und zog seinen Bogen. Man sah ihm deutlich die Anspannung an. Aus dem See tauchte ein Krokodil auf. "Das ist es!" sagte der Jäger.

Geschickt sprang Xatras einen Schritt zurück und blickte auf das Tier, das aus dem See kroch. Er hatte vieles erwartet, aber nicht das. Er begann zu lachen. »Ein Krokodil! Hahaha. Ich hatte eine Seeschlange erwartet oder vielleicht eine Hydra, aber ein einfaches Krokodil... Jäger, du enttäuschst mich.«
Trotzdem trat er noch ein paar Schritte zurück. Zwar war das Reptil nicht sonderlich gefährlich für einen einigermaßen erfahrenen Jäger oder Kämpfer, aber wenn man nicht aufpasste, konnte selbst der stärkste Krieger durch einen Biss sterben, denn schnell waren diese Reptilien, dass musste man ihnen lassen.
Er sah zu dem Jäger hin. »Willst du es nicht erlegen? Oder soll ich das übernehmen?«

"Ich erlege es, aber du musst es ablenken! Das ist kein normales Krokodil! Es ist schneller als andere und ich schaffe es nie einen Pfeil aufzulegen! Lenke es ab und ich schieße!"

Der Halbelb zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst.«, sagte er, bückte sich um einen kleinen Stein aufzuheben und schleuderte diesen zu dem Krokodil, das sie beide beobachtete. »Komm her, du stinkendes kleines Reptil!«, rief Xatras dem Tier zu und zog sein Schwert. Sofort kam Bewegung in den gerade noch regungslosen Körper. Wirklich erstaunlich schnell kam das Tier näher. Seine Kiefer öffneten sich und gerade wollte es zuschnappen, da tat der Halbelb einen eleganten Schritt zur Seite und nutzte den Schwung zu einem lässigen Rückhandschlag, der eine kleine Furche auf der Schnauze des Tieres hinterließ, die nicht besonders tief war. Aber es reichte aus, damit das Tier zurückschreckte.

Frigurd zielte und schoss. Der Pfeil traf das Krokodil in den Schwanz. Dieses knurrte und griff den Halbelben an, der einfach am nächsten drann war.

Der Schuss des Jägers machte das Tier nur noch wütender. Es war jetzt unberechenbar geworden durch den Pfeil, der in seinem Schwanz steckte.
Aus den Augenwinkeln sah Xatras, wie der Jäger hektisch einen weiteren Pfeil auf die Sehne auflegte, aber bis der Schuss kam wäre es schon zu spät. Mit einem Satz war der Halbelb wieder etwas auf Distanz zu dem Tier gegangen, das nun wütend und ziellos in die Luft schnappte. Schon war es bei dem Schwertkämpfer und der Kiefer krachte nur knapp von dessen Knie entfernt zusammen. Mit einem weiteren schnellen Schritt brachte er sich aus der Gefahrenzone und schlug dabei nach dem Hals des Tieres. Im gleichen Moment schickte der Jäger den zweiten Pfeil auf den Weg, der diesmal auch besser saß. Der Pfeil steckte tief im Bauch des Krokodils. Ein weiterer Schwerthieb und das Tier lag ruhig am Boden.
Xatras trat leicht gegen den reglosen Körper. Er rührte sich nicht. »Das war´s dann wohl, wie mir scheint.«

Frigurd senkte den Bogen. "Danke für eure Hilfe, Hier ist euer Lohn."

Er nahm die Goldmünzen gerne an. Viel hatte er nicht und er war sich sicher, dass er noch viele davon in der Stadt gebrauchen konnte. Kurz angebunden verabschiedete er sich von dem Jäger. So eine große Tat war das erlegen dieses Tieres nun auch wieder nicht gewesen.
Er saß auf und ließ sein Pferd den engen weg zur großen Schneise zurückgehen. Dort angekommen wechselte Felbion von leichtem Trab zu vollem Gallop.
Durch die lichter werdenden Baumstämme hindurch konnte Xatras schon einzelne Lichter und teile der Stadt erkennen.

Es dauerte nicht lange, dann waren sie am Waldrand angekommen. Er ging ein paar Schritte hinein und leuchtete mit der Fackel über den Boden. Doch er konnte nicht die gesuchten Fußspuren entdecken.
»Es war ziemlich trocken die letzten Tage, die Spuren werden also nur schwer zu sehen sein, wenn hier überhaupt Wölfe sind. Wenn wir Glück haben, fangen sie an zu heulen, sodass wir sie finden können, aber darauf können wir nicht vertrauen.« Während er sprach, ging er weiter in den Wald hinein auf der Suche nach den Spuren. Mit wenigen Worten erklärte er dem Elben, wie die Abdrücke der Wölfe in etwa aussahen und sagte ihm, er solle am Rand des Waldes nach Spuren suchen, wo es noch heller war als hier, wo man die Fackel brauchte, um den Boden zu erkennen.

"Nun gut, dann werde ich das tun." antwortete er und fing gleich mit suchen an. Nach eingier Zeit des vergeblichen suchens war ihm, als hätte er ein rascheln in den Büschen gehört. Interessiert schaute er sich um, konnte aber nichts sehen, das diese Geräusch verursacht haben könnte. Er ging ein Stückchen weiter in den Wald. Da war es schon wieder, diesmal war er sich sicher etwas gehört zu haben. Und nun sah er auch, wie sich etwas im Schatten des Dickichts bewegte. Unsicher, was er davon halten sollte, rief er vorsichtig nach dem Halbelben.

Er blickte auf und sah in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Der Elb hatte scheinbar etwas gefunden. Er lief schnell, rannte schon fast in diese Richtung. Er war schon fast bei dem Elb, da hörte er ein rascheln an mehreren Stellen hinter dem nahen Gebüsch. Er nahm die Fackel in die Linke und zog sein Schwert.
Mit einem Blick und einer Geste bedeutete er seinem Begleiter, sich nicht zu bewegen und still zu sein, während er selbst sich vorsichtig den Sträuchern näherte. Die Fackel hielt er dabei vor sich, damit er weiter sehen konnte.
Alles war still, nur das leise Rauschen des Windes war zu hören. Dann plötzlich sah er sie. Drei Wölfe waren hinter dem Gebüsch und standen um irgendetwas herum, was er nicht erkennen konnte. Ein lächeln legte sich auf sein Gesicht. Mit was auch immer die Wölfe beschäftigt waren, es hielt sie scheinbar auch davor ab, vorsichtig zu sein. Denn ansonsten hätten sie sicherlich die beiden Eindringlinge längst bemerkt und ihnen deutlich gemacht, dass das hier ihr Revier war.
Ohne weiteres Sprang Xatras mit einem Satz durch das dünne Gestrüpp. Das brechen der dürren Äste schreckte die Tiere auf, aber sie waren zu überrascht um gleich zu reagieren. Mit der Fackel schlug er nach dem ihm am nächsten stehenden Wolf. Erst dann fiel ihm ein, dass sein Elbischer Begleiter ja die Wolfsfelle brauchte. Aber glücklicherweise geriet das Fell nicht in Brand. Den Schwung nutzend machte er einen Ausfallschritt und schlug dabei mit dem Schwert nach dem zweiten Wolf.

Reglos sah er dem Schauspiel zu, das sich ihm bot. Er wusste nicht recht, was er tun sollte, da er keine wirkliche Kampferfahrung hatte und auch keine geeignete Waffe bis auf seinen Dolch, der eher ein Werkzeug war, bei sich trug. Unsicher zog er diesen vorsichtshalber trotzdem, und machte Anstalten sich dem geschehen zu nähern, um im Notfall eingreifen zu können, allerdings schien sein Begleiter noch keine Hilfe zu benötigen.

Baromir hielt die Luft an und spannte die Sehne seines Bogens. Das Reh graste weiterhin ruhig, es hatte den Jäger noch nicht entdeckt. Baromir wollte gerade schießen, da hörte man Kampfeslärm. Das Reh schreckte auf und floh. Verdammt! dachte der Waldläufer aufgebracht. Er erhob sich aus der Hocke und machte sich auf, in die Richtung des Lärms.

Als er dort ankam, sah er 2 Elben, welche 3 Wölfe aufgeschreckt hatten. "Narren!" murrte er. Er zog blitzschnell seinen Bogen, legte auf und schoss. Er traf einen der Wölfe in den Hals, welcher jaulend zusammenbrach.

Der getroffene Wolf jaulte auf und schlich sich langsam zurück. Hoffentlich setzt der Elb ihm nach., dachte Xatras noch, doch dann wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf die Wölfe gelenkt. Das Tier, nach dem er mit der Fackel geschlagen hatte, knurrte und sprang ihn von hinten an. Er machte eine Drehung und streckte dabei seinen linken Arm aus und traf damit den Wolf, der dadurch zur Seite geschmissen wurde. Doch auch Xatras verlor das Gleichgewicht und taumelte kurz. Diese Chance nutzte der andere Wolf und griff ebenfalls den Halbelben an. Der hob schützend sein Schwert vor sich und der Wolf sprang geradewegs in die Schneide. Das spaltete zwar dessen Schnauze aber schmiss dabei Xatras ganz um. Hart prallte er mit dem Rücken gegen ein paar Wurzeln die aus dem Boden ragten. Der Wolf mit der gespaltenen Schnauze heulte auf, dass einem die Ohren weh taten.
Doch der Halbelb hatte keine Chance, sich zu erholen. Bevor er sich aufrichten konnte, war schon der erste Wolf wieder bei ihm. Er schmiss die Fackel nach diesem, was Xatras die Zeit verschaffte, aufzustehen. Er rannte auf den Wolf zu, der ihn Zähne fletschend an knurrte, packte das Schwert mit beiden Händen und durchtrennte mit einem sauberen Schnitt die Vorderläufe. Jaulend brach auch dieser Wolf zusammen. Mit einem Schlag ins Genick beendete er das Leben des Wolfes, dann wandte er sich dem anderen zu, um diesen von seinem Leid zu befreien.
Gerade als er das Tat, hörte er das leise klacken, das ein Bogen machte, wenn ein Pfeil abgeschossen wurde. Gleich darauf hörte er, wie der Wolf, der davon gehinkt war, kurz aufheulte und dann zusammenbrach.

Baromir kam heran, als die Wölfe erledigt waren. "Ihr Elben schuldet mir was!" sprach er wütend. "Ihr habt meine Beute verschreckt! Ich will Gold oder das Fell des Wolfes, den ich erschossen habe!" Der Waldläufer war sichtlich aufgebracht, seine Mundwinkel zeigten es deutlich.

Der Elb räusperte sich. "Es tut uns leid, wegen eurer Beute, allerdings brauche ich die Wolfsfelle und Gold habe ich auch keins. Ich bitte um ihr Verständnis. Wenn ich ihnen irgendwie anders helfen kann, dann können sie es ruhig sagen, aber ich kann nichts versprechen."

Baromir spuckte aus. "Es tut euch leid? Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit der Jagd und ihr verschreckt mir die Beute mit eurer achtlosen Rumlauferei durch den Wald!"

"Entschuldigen sie bitte, aber wir haben das sekbe recht uns im Wald aufzuhalten wie sie. Und das ein Wild mal verschreckt wird, das kommt auch vor. Daran sind wir jetzt nicht direkt Schuld, nur weil wir zufälligerweise in der nnähe waren. So wie ich das aber sehe, und mein Begleiter nichts dagegen einzuwenden hat, können wir euch wohl das Fleisch als entschädigung überlassen."

Baromir beruhigte sich langsam. "Tut mir leid, ich neige zu Wutausbrüchen. Ich gebe mich mit dem Fleisch zu Frieden."